Titel
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Foto: VDMA Power Systems
Energiemarkt 2.0:
VDMA fordert integriertes Modell
Herr Herdan, wie positionieren Sie sich zum Verfahrensvor-
schlag für das EEG von Bundesumweltminister Peter Altmaier?
„Auch wenn der spontane und für uns alle völlig überraschende
Vorschlag von Minister Altmeier zur Einführung einer Strompreis-
Sicherung im EEG ihn ad absurdum geführt hat – ich begrüße den
Vorschlag. Er kann durch einen strukturierten Prozess den Weg be-
reiten, damit die nächste Stufe des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes
(EEG) und gleichzeitig die erste Stufe einer echten Marktintegration
von erneuerbaren Energien gezündet werden kann. Dieses jetzt zu
entwickelnde EEG 2.0 muss ein grundlegender Neuaufschlag werden.
Das wiederum setzt auch ein Strommarktdesign 2.0 voraus. Dabei darf
aber auf keinen Fall die Planungssicherheit für den Bau von
Kraftwerken, seien es Erneuerbare oder Konventionelle, sowie die
Bezahlbarkeit der Energie in Frage gestellt werden.“
Sie sind also für ein neues Strommarktdesign – wurde denn die
Entscheidung für eine Energiewende in Deutschland vielleicht
doch zu übereilt getroffen?
„Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima wurde der Begriff der
‘Energiewende’ ja erst erfunden. Der Begriff Energiewende skizziert
aber deutlich mehr und zwar einen Prozess, der bereits vor rund 20
Jahren mit dem Stromeinspeisungsgesetz begann. Im Wesentlichen
ist die Bundesregierung nach Fukushima zum Atomausstiegskonsens
von 2003 zurückgekehrt – und hat ihn nun mit fixen Enddaten ver-
sehen. Ein richtiger Ansatz – dabei war es aber überflüssig und über-
stürzt, acht Kernkraftwerke unverzüglich vom Netz zu nehmen. Die
derzeitige Diskussion um die Kosten der Energiewende hat mit den
Entscheidungen nach Fukushima nur unwesentlich zu tun. Die
grundlegende Frage, wie ein Energiesystem mit seit 20 Jahren stei-
gendem Anteil an erneuerbaren Energien systemisch weiterentwi-
ckelt werden kann, muss jetzt beantwortet werden. Dann lassen sich
auch die Kosten anders darstellen, bewerten und beeinflussen.“
Wie sieht denn für Sie der ideale Strommarkt der Zukunft aus?
„Der Weg bis zu einem Allgemeinen Energiemarkt (AEM), also einem
gemeinsamen Markt für konventionelle und erneuerbare Energien
ist erst am Anfang. Mittel- und langfristig führt an einem integrier-
ten marktwirtschaftlichen Modell kein Weg vorbei. Der Maschinen-
und Anlagenbau setzt auf seine weltweite Wettbewerbsfähigkeit in
marktwirtschaftlichen Strukturen. Die erforderlichen Veränderungen
der Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren müssen für die Her-
steller und ihre Zulieferer, aber auch für die Energieverbraucher in
Deutschland planbar und kalkulierbar sein. Die Komplexität der
Gesetzgebung und des Energiemarktes darf nicht noch weiter stei-
gen, sondern muss zurückgeführt werden. Es müssen Marktmecha-
nismen gefunden werden, die die überwiegend fluktuierenden er-
neuerbaren Kraftwerke systemisch verpflichten, die notwendigen
steuerbaren Strommengen zur Verfügung zu stellen. Dies kann durch
steuerbare Kraftwerke, durch steuerbare Stromverbraucher oder
durch steuerbare Speicher geschehen. Dann wäre auch die Dis-
kussion um Kapazitätsmärkte obsolet.“
Wenn nicht der Stromverbraucher die EEG-Umlage
zahlen müsste…
„Wir stehen zu einer verursachergerechten Umlage der Kosten, die
der Umbau des Energieversorgungssystems mit sich bringt. Also ist
der Stromverbraucher grundsätzlich der richtige Adressat. Wir ste-
hen aber auch zu Ausnahmeregelungen, die bestimmte Gruppen, sei
es die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie oder
Bevölkerungsgruppen, die den Kostenanstieg nicht verkraften kön-
nen. Es kann kein Naturgesetz sein, dass der Strom aus erneuerba-
ren Energien den Börsenpreis senkt und gleichzeitig die EEG-Umlage
nach oben treibt. Hier muss angesetzt werden. Wichtiger als die
Diskussion um die Umverteilung ist die Transparenz der Kosten und
der daraus resultierende Handlungsbedarf, die Kostentreiber zu
identifizieren und so weit wie möglich zu optimieren. Wenn wir
diesen Weg konsequent weiter verfolgen und nun an einem Strom-
marktdesign 2.0 arbeiten, werden die Verbraucher mittel- und lang-
fristig auch von der Kostensenkung der Energiewende verur-
sachergerecht profitieren.“
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Quelle: VDMA Power Systems
Maschinen- und Anlagenbauer müssen vor allem mit
den ständig steigenen Energiekosten kämpfen. Zu den
Vorschlägen von Bundesumweltminister Peter Altmaier
zum Umbau des EEG äußert sich im WIRTSCHAFTS-
SPIEGEL-Interview der Geschäftsführer des VDMA
Power Systems, Thorsten Herdan:
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Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA Power Systems
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