Fachkräfte
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nachtsgeld bis hin zu Weiterbildungs- und Schulungsangeboten, kos-
tenlosen Getränken am Arbeitsplatz sowie einem Dienstwagen.
Besonders am Herzen liegt mir ebenso der Zusammenhalt des ge-
samten GeAT-Teams. Deshalb sind verschiedene Veranstaltungen
wie das Martinsgansessen oder das Familienfest bereits Tradition.
Die Zeitarbeitnehmer profitieren bei uns ebenso von einem Rundum-
Service. Neben Fahrdiensten und Tankgutscheinen stellen wir ihnen
Arbeitskleidung und -material zur Verfügung und ermöglichen ihnen
zahlreiche Qualifizierungen, Schulungen sowie gesundheitsfördern-
de Maßnahmen.“
Und wie steht es um das Thema Ausbildung?
„Selbstverständlich bilden wir auch aus! Im letzten Jahr haben wir
wieder Ausbildungsstellen zum Personaldienstleistungskaufmann
ausgeschrieben und hatten darauf 80 Bewerbungen. Wir sind also
bekannt und attraktiv. Und wenn ein Azubi seine Prüfung mit Zwei
abschließt, erhält er von mir ein Stipendium für ein BA-Studium.
Eines möchte ich im Übrigen noch ergänzen: Wir bieten unseren
Mitarbeitern gute Wiedereingliederungsbedingungen nach der Fami-
lienpause. Perspektiven bieten – das halte ich heutzutage für beson-
ders wichtig. Wir haben ein leistungsorientiertes Entlohnungssys-
tem. Also kann man auch gutes Geld bei uns verdienen. Wer bei uns
die Probezeit übersteht, der geht nicht mehr.“
Seit einigen Monaten gelten für die Zeitarbeit für vier
Wirtschaftszweige Tarifverträge. Bereits am 1. November 2012
traten die Tarife für die M+E- sowie die Chemische Industrie in
Kraft. Seit Anfang dieses Jahres gelten nun Branchenzuschlags-
tarife für die Kunststoff- und Kautschuk-Industrie – Chance
oder Risiko?
„Ich selbst bin in der Verbands-Tarifkommission des IGZ und leiden-
schaftlicher Verfechter von Lösungen, die zur fairen Bezahlung füh-
ren. Mit manchen unserer Zuschläge lagen wir in der Vergangenheit
bereits höher als das, was in den Branchen gezahlt wurde. Im Bereich
von Hilfsarbeiten trifft das natürlich nicht zu. Ein Mitarbeiter in der
Zeitarbeit hat immer die Chance, entweder in der Zeitarbeit zu blei-
ben oder in das Entleihunternehmen zu wechseln. Bei Firmen, die
keinen Branchentarif zahlen, ist der Mitarbeiter selbstverständlich
in der GeAT besser aufgehoben, da wir faire Tarife zahlen.“
Seit Jahren sind Sie in Thüringen fester Partner des Mittel-
stands, um Produktionsspitzen mit zusätzlichem Personal flexi-
bel abzudecken. Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial?
„Als GeAT AG ganz klar in der weiteren Durchdringung des Mittel-
standes und das Eintreten in den ingenieurtechnischen Bereich.
Wachstumspotenzial liegt auch im kaufmännischen Bereich. Hier im
Osten gibt es auch einige Bereiche, die von der Zeitarbeit noch gar
nicht erfasst sind, die wollen wir uns erschließen. Wir wollen aber
auch in den öffentlichen Bereich aufbrechen – kommunale Unter-
nehmen können durch die Zeitarbeit erheblich flexibler werden und
Geld sparen durch Flexibilität.“
Ein Umdenken im öffentlichen Dienst? Denken Sie,
dass Sie da in Thüringen einen Markt finden?
„Ja selbstverständlich! Wir haben bereits Partner in verschiedenen
Stadtwerken gefunden. Darüber hinaus holen wir auch über unsere
Tochterfirmen Fachkräfte aus den umliegenden Bundesländern und
auch aus Polen nach Deutschland und Thüringen.“
Wie kann man sich das vorstellen? Kommen die Mitarbeiter
befristet nach Thüringen oder sollen sie hier ansässig werden?
„Wir suchen sowohl befristet in der Zeitarbeit als auch dauerhaft. Die
Polen sind übrigens ihrem Land sehr verbunden und möchten hier
in Deutschland gern Geld verdienen und dann wieder zurück. Die
Übersiedlungsbereitschaft ist da sehr gering. Derzeit haben wir ei-
nige Ingenieure in Jena unter Vertrag.“
Es geht also gar nicht um Hilfskräfte sondern um Spezialisten?
„Um Hilfskräfte kümmern sich die ganz großen Zeitarbeitsunterneh-
men. Das ist nicht unser hauptsächliches Marktsegment. Fast 90
Prozent unserer Mitarbeiter sind hier in Thüringen eingesetzt. Das
ist unser Markt. Die großen Zeitarbeitsunternehmen akquirieren hier
in Thüringen ihre Leute und setzen sie dann bundesweit ein. Das ma-
chen wir nicht! Wir wollen hier aktiv sein und das gelingt uns auch.
Die meisten unserer Bewerber kommen auf Empfehlung anderer,
auch abgeworbener Mitarbeiter auf uns zu. Und viele unserer Neu-
kunden kommen auf Empfehlung anderer Kunden auf uns zu.“
Wie blicken Sie denn auf das laufende Jahr 2013?
„Wir gehen mit sehr vielen positiven Gedanken ins Jahr 2013. Wir
wissen, dass der Flexibilisierungsbedarf weiterhin sehr hoch sein
wird. Der Thüringer Mittelstand ist stark und weit weniger von den
wirtschaftlichen Unebenheiten betroffen. Das hat die Vergangenheit
gezeigt. Trotzdem sind die Unternehmen vorsichtig, jetzt Mitarbeiter
fest ans Unternehmen zu binden.“
Das heißt, Sie profitieren von turbulenten Lagen?
„Natürlich – das ist logisch. In Wachstumszeiten wird mehr Perso-
nal gebraucht. Davon profitieren wir, weil die Unternehmen nicht so-
fort fest einstellen wollen, sondern flexibel bleiben möchten und
kein Risiko eingehen. Dieses Risiko tragen wir. Auch weil ich über-
zeugt davon bin, dass die Zeitarbeit eine Zukunft hat. Nur hat die
Branche noch nicht den Ruf, den sie eigentlich haben
müsste.“ (su)
I
Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Bormke
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