Mittelstandsfinanzierung
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Im Rahmen von Basel III werden sich die Eigenkapital- und Liquiditäts-
anforderungen für die Banken erhöhen, das wird teurer für den Kunden. Banken
werden intensiver in die Bücher ihrer Kunden blicken. Das Angebot könnte
knapper werden. Dies kann vor allem kleine Unternehmen treffen, die bisher
zu wenig auf die langfristige Finanzplanung setzen. Doch diese Planung wird
künftig eine viel größere Bedeutung haben.
Weniger Aussicht
auf „geschenktes Geld“
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers AG (PwC) hat
es sich zur Aufgabe gemacht, den Thü-
ringer Mittelstand mit Beratungen auf
die künftigen Veränderungen im Fi-
nanzsektor vorzubereiten. Wirtschafts-
prüfer und Steuerberater Rolf-Peter
Stockmeyer von PwC in Erfurt erklärt,
dass viele Unternehmen erst dann de-
taillierte Planungen erstellen würden,
wenn ein finanzieller Engpass absehbar
wird und meint, dass dies zu spät sei.
„Hinter vielen Insolvenzen stecken
nicht die Konkurrenten oder zu hohe
Steuern, sondern Managementfehler,
die auch auf eine ungenügende Unternehmenspla-
nung zurückzuführen sind.“ PwC-Prokurist Jens Weigel
ergänzt: „Es ist wichtig, sich frühzeitig um die Liqui-
dität zu kümmern, denn es wird für die Unternehmen
nicht einfacher und vor allem teurer, wenn sie zu spät
mit ihrer Bank reden.“
Er erklärt, dass nach wie vor die überwiegende
Mehrheit der Mittelständler in Deutschland auf den
klassischen Bankkredit setze, der bei guter Bonität
derzeit sehr günstig zu haben sei. Bei einem Liefe-
rantenkredit, den manche Unternehmer als kurzfristi-
ge Alternative ansehen, können die Zinsen aber
schnell im zweistelligen Bereich liegen. Ebenso wie
bei Mezzanine-Finanzierungen, einer Mischung aus
Eigen- und Fremdkapital. „Man hat hier-
bei zwar länger Ruhe, weil es sich um
längerfristige Vereinbarungen handelt.
Auf der anderen Seite besteht aber das
Problem, dass zum Ende der Laufzeit ei-
ne Anschlussfinanzierung gefunden
werden muss, falls eine vollständige
Tilgung nicht möglich ist“, erklärt Wei-
gel. So sieht er im Bereich von Anlage-
investitionen das Leasing als Alterna-
tive. Stockmeyer weist aber darauf hin,
dass es in Folge der derzeitigen Über-
arbeitung der internationalen Rech-
nungslegungsgrundsätze sein könne,
dass geleaste Anlagegüter in die Bilanz
aufgenommen werden müssen. Hier tut
der Unternehmer gut daran, sich bera-
ten zu lassen.
Um weiterhin günstig an Geld für In-
vestitionen zu kommen, raten beide,
den Weg zu den öffentlichen Förder-
banken zu suchen. Doch hier wurden in
den zurückliegenden Jahren strengere
Kriterien geschaffen, da die Nachfrage
im Bereich der Investitionszuschüsse
das Angebot überschritt. Bezüglich an-
derer Fördergelder erklärt Jens Weigel:
„Die Investitionszulage läuft in diesem
Jahr aus und es ist auch nicht absehbar,
dass es eine Fortsetzung geben wird. Es
gab die Idee einer Innovationszulage,
mit der nicht nur in Beton, sondern
auch in Wissen investiert werden könn-
te, aber daraus ist bislang nichts gewor-
den. Genau wie aus einer steuerlichen
Vergünstigung für Forschungsausga-
ben.“
Auch aufgrund deutlich rückläufiger
Fördermittel aus Brüssel ist auf mittle-
re Sicht eher weniger „geschenktes
Geld“ zu erwarten. Stockmeyer und
Weigel sehen es daher so, dass Unter-
nehmen, die Förderungen und Vergüns-
tigungen in Anspruch nehmen wollen,
künftig auf Darlehen zurückgreifen wer-
den. Eben über die Förderbanken. Doch
auch diese werden künftig genauer in
die Bücher sehen, ehe sie einen zins-
günstigen Kredit bewilligen. Die Exper-
ten empfehlen für Investitionen einen
Finanzierungsmix. Neben Förderdarle-
hen und Bankkrediten hat die Finanzie-
rung aus Eigenmitteln eine große Be-
deutung. (su)
Fotos: PwC
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Rolf-Peter Stockmeyer,
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Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
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Jens Weigel,
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Berater für Finanzierungsfragen
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